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Ist meine Gage gerechtfertigt?

Immer wieder stelle ich fest, dass es einigen Kollegen schwer fällt die richtige Gage, für das was sie anbieten, zu berechnen.
Woran liegt das? Mangelnde kaufmännische Kenntnisse? Selbst-Unter-/Überschätzung des eigenen Marktwertes? Oder einfach nur eigene Dummheit?
Aus diesem Grunde habe ich mir mal überlegt das Thema Gage rein logisch betrachtet mit diesem Beitrag aufzurollen.

Was ist eine Gage?

Ga̱·ge

Substantiv [die]

ˈgaːʒə/

  1. das Honorar, das ein Künstler für einen Auftritt erhält.

„Der Manager des Künstlers handelt die Gage aus.“

Zitat Wikipedia:

„Das Honorar ist die direkte Vergütung von Leistungen. Insbesondere bei Leistungen Freier Berufe, beispielsweise von KünstlernAutoren (auch Journalisten), Anwälten,[1] ÄrztenZahnärztenSteuerberaternWirtschaftsprüfernBauingenieuren und Architekten[2] und Dozenten wird das Entgelt für diese Leistungen als Honorar bezeichnet. Ebenso wird der Begriff bei Parlamentariern, FinanzberaternRednern sowie Beratern, die nicht freiberuflich sind, verwendet. In Bildungseinrichtungen sind zu einem großen Teil Honorarkräfte im Einsatz; diese bekommen meist ein Honorar pro Unterrichtsstunde. Bei SchauspielernMusikern und Fotomodellen ist der Begriff Gage üblich.“

Also mit anderen Worten ist die Gage schlichtweg die Entlohnung einer erbrachten künstlerischen Leistung. Davon ausgehend, dass der Künstler von seiner Gage leben muss, sollte diese der Leistung, aber auch den Lebenshaltungskosten inklusive der steuerlichen Abzüge und betrieblichen Nebenkosten, angepasst sein.

 

Wie berechne ich meine Gage?

Zum genauen Berechnen der eigenen Gage sollte man für seine Kalkulation alle Kosten kennen. Dazu zählen u.a.:

-Steuerliche Abzüge

-Sozialversicherungsbeiträge

-Lebenshaltungskosten (Miete, Nebenkosten, Lebensmittel, etc.)

-Betriebliche und private Versicherungen

-Betriebliche Ausgaben (Anschaffungen, Büromaterial, Werbemittel etc.)

Hat man alle Ausgaben fürs Jahr definiert, sollte man nun einen Blick auf die potentiellen Arbeitstage werfen:

-Wie oft kann/will ich eine Gage verdienen?

-Wie hochwertig ist meine Leistung?

-Habe ich ggf. ein Alleinstellungsmerkmal oder biete ich etwas Besonders an um meinen Marktwert gegenüber dem Mitbewerber zu steigern?

Für ein hochwertiges „Produkt“ darf man immer eine höhere Gage verlangen. Wie hoch diese dann letztendlich ist, liegt aber auch an den regional üblichen Gagen der Mitbewerber und der Anzahl der potentiellen Auftraggeber.

Daraus ergibt sich dann folgende Berechnung:

Ausgaben geteilt durch Anzahl der Gagen (Einnahmen) = Gage pro Rechnung

Bedeutet im Umkehrschluss: Meine Gage sollte immer so hoch sein, dass der Kunde sie bezahlen kann aber vor allem ich davon auch leben kann

 

Hier mal eine fiktive Beispielrechnung für einen ledigen Solo-Künstler/Musiker:

Als lediger Steuerzahler hat man bekanntlich die höchste steuerliche Belastung.

Das durchschnittliche Brutto-Gehalt eines fest angestellten Arbeitnehmers in Deutschland lag 2016 bei 44.436 €. Da diese keine Mehrwertsteuern erheben/abführen, lassen wir die Beispielrechnung dann hier ohne Mehrwertsteuer laufen, da dieses letztendlich eh nicht in unseren Taschen landet.

Das macht also einen Monatslohn von 3703,- € pro Monat. Bei Steuerklasse 1 in NRW und nach Abzug der hierfür fälligen Steuern (inkl. Kirchensteuer) bleiben dann netto 2223,98 € übrig. Dies ist das, was der Durchschnitts-Arbeitnehmer dann monatlich auf dem Konto hat um alle monatlichen Kosten zu begleichen bzw. damit die privaten Ausgaben decken kann.

Wenn ich also mich ebenfalls im Durchschnitt mit meiner Leistung sehe und teile nun das Brutto-Gehalt durch die Anzahl der möglichen Auftritte, so bekomme ich meine Gage pro Auftritt heraus.

Aber Vorsicht: Deine betrieblichen Ausgaben und Nebenkosten sind jetzt noch nicht berücksichtigt.

Man ist als freiberuflicher Künstler/Musiker in der Regel über die Künstler-Sozialkasse versichert. Somit übernimmt der Staat den Arbeitgeber-Anteil der auf das Brutto-Gehalt oben drauf käme. Nur deine Sozialversicherungsbeiträge (sofern du in einer gesetzlichen Versicherung bist, denn Privatversicherungen sind i.d.R. teurer) und die bereits im Vorfeld außen vor gelassene abzuführende Mehrwertsteuer sind jetzt bereits bezahlt.

Also muss ich um auf die richtige Summe zu kommen auch diese Kosten für das gesamte Jahr durch die Anzahl der Auftritte teilen und diese dann zu o.g. Gage hinzuaddieren.
Was sind bzw. wie hoch sind diese sonstigen betrieblichen Ausgaben?

Betriebliche Ausgaben können u.a. sein:

-Equipment, Requisiten, Garderobe (allerdings nur vom Bühnenschneider!), Auto, Tankrechnungen, Reparatur-Rechnungen/Inspektionen, Steuerberater, Software, Büroartikel, Postgebühren, Computer, Fachliteratur, Seminare und Fortbildungen, betriebliche Versicherungen wie Haftpflicht etc., Lagerhaltungskosten und die damit verbundenen Nebenkosten, Telefon, Handy, Internet, Homepages, Wartung der Homepages, Provisionszahlungen an Agenturen u.v.m.

Je nachdem was man also alles hat, können die betrieblichen Ausgaben also stark variieren.

Realistisch betrachtet ist hier ein durchschnittlicher Betrag von etwa 1000,- € im Monat nicht ungewöhnlich. Bei hohem technischen Aufwand (Licht, Ton etc.) oder großen Requisiten kann es sogar mehr sein.

 

Wie oft kann ich denn realistisch pro Jahr auftreten?

Nun, gehen wir hier mal nach den Durchschnitts-Arbeitstagen des Arbeitnehmers vor, so haben wir, nach Abzug der Wochenenden und der 30 Urlaubstage, in etwa 18-20 Arbeitstage pro Monat. An diesen Tagen verdient er also sein Gehalt.

Als Künstler ist man sicher mindestens ebenso oft mit seinem Beruf beschäftigt.

Proben, Angebote, Verträge, Buchhaltung, Reisezeit zum Auftritt, all dieses ist Arbeitszeit, auch wenn sie nicht direkt entlohnt wird. Dennoch wird hier Zeit investiert die am Ende entlohnt sein will.

Die eigentliche Auftrittszeit ist im Vergleich dazu zwar durchaus kürzer, was aber letztendlich nur bedeutet, dass in genau dieser Zeit all die investierte Zeit und die Kosten eingespielt werden müssen.

Realistisch betrachtet hat man als Solist (Sofern man nicht ein Dauer-Engagement o.ä. hat) nur die Wochenenden (freitags und samstags) zur Verfügung um sein Gehalt zu verdienen. Also etwa 8-10 effektive Arbeitstage pro Monat, somit 96-120 ergiebige Arbeitstage im Jahr. Gehen wir also von durchschnittlich 110 Arbeitstagen aus, denn auch du möchtest ja ggf. mal ein Wochenende für dich haben.

Somit ergibt sich folgende Beispiel-Berechnung:

12 x (2223,98 € Nettogehalt + 1000,- € Netto-Nebenkosten) = 38.687,76 € / 110 Arbeitstage = 351,70 € netto pro Auftritts-Tag. Also ein Netto-Monatsgehalt von 3223,98 €. Was wiederum bedeutet das ich vor den gesetzlichen Sozialabgaben als Lediger etwa 5900,- € monatlich (plus MwSt.), also grob 70.000,- € pro Jahr, erwirtschaften muss.

Euer Brutto/Netto-Gehalt könnt ihr u.a. hier ausrechnen lassen: https://www.steuerklassen.com/brutto-netto-rechner/

Um also ein Nettogehalt von etwa 350,- € zu erzielen benötige ich alle 110 Auftrittstage mit einer Durchschnittsgage von etwa 650,- € plus MwSt.

Dies ist natürlich nur ein Rechenbeispiel. Bei anderen Zahlen kommt auch eine andere Gage zustande. Bei weniger (Auftritts-) Tagen muss ich pro Tag schon mehr nehmen. Ebenso wenn meine Kosten höher sind oder ich mehr verdienen will.

Steuerliche Abschreibungen, Rücklagen für Neu-Investitionen, zusätzliche Renten-Rücklagen etc. habe ich in dieser Beispielrechnung noch gar nicht berücksichtigt.

Bin ich nur nebenbei als Solist/Künstler/Musiker tätig oder habe noch andere Einkünfte, kann auch hier diese Beispielrechnung komplett anders ausfallen. Man sollte aber dennoch immer bedenken sich generell, egal was man macht, nie unter Wert zu verkaufen, auch wenn man ggf. nicht existenziell davon abhängig ist.

Es gibt genug Kollegen die genau deswegen ernsthafte existenzielle Probleme haben, weil gewisse Kollegen der Meinung sind: „So ein bisschen Taschengeld nebenbei reicht ja schon für dass, was ich da mache.“ 

Falsch! 

Du verkaufst dich dann entweder zu billig oder du bist einfach nicht mehr wert.  Trifft Letzteres auf dich zu, solltest du es besser gleich ganz sein lassen und die Aufträge lieber an die Kollegen abtreten, die ihr Handwerk verstehen und vernünftig rechnen können.




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